Die Tradition des Backens in Backhäusern hat eine lange Geschichte und ist tief in der Kultur vieler Dörfer verwurzelt. Fast jedes Dorf hatte früher ein Backhaus, in Zeilfeld gibt es sogar zwei.
Die ersten gemeinschaftlich genutzten Backhäuser entstanden vermutlich bereits in der Antike, aber ihre flächendeckende Verbreitung begann im 17. Jahrhundert. In vielen Regionen wurden Hausbacköfen wegen der Brandgefahr und des hohen Holzverbrauchs verboten, was zur Errichtung von Gemeindebackhäusern führte. Meist war es ein einfacher Zweckbau mit einem Holzofen.
Früher wurde der Brotteig zu Hause vorbereitet und dann zum Backhaus gebracht. Dort wurde der Ofen mit Reißig befeuert, die Asche entfernt und die Teigrohlinge auf die heißen Steine gelegt. Es war und ist eine Kunst die richtige Temperatur für die einzelnen Gebäcke zu finden. Damals wurde mit Hilfe von Papier die richtige Temperatur bestimmt. Je nachdem ob und wie das Papier verkohlte oder gar Feuer fing, wurde entschieden, welche Backwaren man in den Ofen schob. Diese Entscheidung trafen die jeweiligen Bäckerinnen gemeinsam, denn es waren immer mehrere Frauen aus unterschiedlichen Familien die das Backhaus gleichzeitig nutzten. Heute hat man zum Glück ein Thermometer 😉.
Die Reihenfolge, wer wann backen konnte, wurde durch Los entschieden. In Zeilfeld hatte jede Familie ihren festen Backtag. Jeder brachte Reißigbündel mit, um den Ofen anzuheizen. Auch hier war die Qualität des Holzes entscheidend für ein gutes Gelingen. Nicht jedes Holz ist zum Backen geeignet und es darf auf keinen Fall grün sein.
Gebacken wurde hauptsächlich Sauerteigbrot. Aber auch Zuckerkuchen und trockener Hefekuchen wurden gerne gebacken. Zu besonderen Anlässen gab es dann den sogenannten nassen Kuchen, aus Hefeteig mit Quark und Obst aus dem eigenen Garten. Johannisbeeren, Stachelbeeren, Zwetschgen und Äpfel waren beliebt, Rhabarberkuchen war und ist eine besondere Delikatesse.
Der Kuchen wurde auf großen runden Blechen gebacken. Diese werden mit einem sogenannten Schieber in den Ofen geschoben. Das ist eine schwere Arbeit, die mittlerweile von Männern übernommen wurde.
Das Backen war ein gemeinschaftliches Ereignis, bei dem sich die Dorfbewohner trafen und austauschten. Auf der Holzbank vor dem warmen Ofen war ein schöner Platz, um Rezepte auszutauschen, zu tratschen oder um sich Rat, Trost oder Beistand zu holen. Sicherlich wurde auch gelacht. Noch heute ist der Platz auf der Bank vor dem großen Holzofen einer der Schönsten und immer noch ein Treffpunkt für viele Dorfbewohner. Sobald der Schornstein des Backhauses raucht, weiß jeder, dass die Möglichkeit eines Plausches am warmen Ofen besteht.
Das Backen in den Backhäusern stärkt noch heute den Gemeinschaftssinn und die sozialen Bindungen im Dorf.
Die Tradition des gemeinsamen Backens hat also nicht nur die Ernährung gesichert, sondern auch das soziale Gefüge der Dorfgemeinschaften geprägt und gestärkt.
Früher wurde das Backen in den Dorfbackhäusern in regelmäßigen Abständen durchgeführt, die je nach Region und Bedarf variierten. In Zeilfeld wurde alle drei bis vier Wochen gebacken, während in anderen Dörfern nur ein- oder zweimal im Jahr Brot gebacken wurde.
Aktuell schüren wir unser Backhaus zweimal im Jahr. 😀
Bei unserem alljährlichen Backhausfest steht das Backen im Mittelpunkt. Wir bieten damit eine Gelegenheit, traditionelle Backtechniken zu erleben und zu genießen.
Wir backen an diesem Tag:
- Zwiebelkuchen: Ein herzhafter Kuchen aus Brotteig belegt mit Zwiebeln und Speck und einer Eier-Sahne-Mischung.
- Dätscher: Ein flacher Kuchen aus einem Kartoffelteig mit Schinken oder Speck und Sahne, kann auch fleischlos zubereitet werden.
- Petersilienkuchen: Ein herzhafter Kuchen aus Brotteig mit Petersilie und Sahne.
- Süße Kuchen: Saisonale Obstkuchen, wie Apfel- oder Zwetschgenkuchen, aber auch Mohn und Streußelkuchen.
- Je nach Lust und Laune der Bäcker/innen gibt es noch andere kleine Leckereien. Allseits beliebt sind Knacker im Schlafrock oder unsere Keltenbrötchen. Auf Wunsch wurde auch schon eine Frau (aus Hefeteig) gebacken 😍.
Unser Backhausfest findet jedes Jahr am Muttertag statt. Bei schönem Wetter mitten auf dem Dorfplatz, mit musikalischer Umrahmung. Wir freuen uns über jeden Besucher.
Kurz vor Weihnachten zu unserem Adventsglühen wird das Backhaus zum zweiten Mal geschürt. Hier stehen die Geselligkeit und die weihnachtliche Vorfreude im Mittelpunkt. Gebacken werden riesige Pizzen. Außerdem probieren wir neue Dinge aus, zum Beispiel Handbrot mit verschiedenen Füllungen.
Am Abend im romantischen Lichterglanz mit Glühwein und Punsch gerät dann auch der Letzte in weihnachtliche Stimmung.
Und bei schlechtem Wetter?
… rücken alle noch etwas näher zusammen 😃